„Ich will den Frieden zu deiner Obrigkeit machen und die Gerechtigkeit zu deinem Herrscher.“ (Jesaja 60,17)
Wie schnell sich die Dinge doch ändern. Wenn Sie diesen Jahresbericht lesen, haben wir den (ersten?) Höhepunkt der Corona-Krise überwunden. Die Ereignisse des Jahres 2019 liegen gefühlte Äonen zurück.
Wie schnell sich die Dinge ändern, sieht man an Regierungen. Mein Vorgänger, Michael Chalupka, hat bei seinem Abschied nachgerechnet, mit wie vielen Sozialministern und Sozialministerinnen er in seinen 24 Jahren als Diakonie-Direktor zu tun hatte. Er ist auf 10 gekommen. Ziemlich viele, fand ich, als ich das Amt im September 2018 von ihm übernommen habe.
Dann kam das Jahr 2019 und mit ihm Ibiza. 2019 hat drei Sozialminister/innen gesehen, und zu Jahresende war klar, dass es 2020 einen neuen (und für mich vierten) Sozialminister geben wird.
Vorwort weiterlesenVieles ändert sich schnell. Manches ändert sich langsam.
Vieles ändert sich schnell. Manches ändert sich langsam. Wenn ich mir unsere Pressemeldungen der vergangenen Jahre anschaue, stelle ich fest, dass die Diakonie beharrlich dieselben sozialen Fragen thematisiert und Lösungsvorschläge wieder und wieder in die Gesellschaft hinein- und an die Politik herantragt.
Einiges konnte über die Jahre bewegt werden,
anderes harrt der Umsetzung.
Beispiel 1: Humanitäre Visa für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge
Im Mai 2015, noch vor den Ereignissen, die retrospektiv „Flüchtlingskrise“ genannt werden, ist die Diakonie mit einem Modell für humanitäre Visa und Korridore für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge an die damalige Bundesregierung herangetreten. Rechtlich nicht möglich, hieß es damals – obwohl Italien eben dieses Modell umgesetzt hat.
Nachdem EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen 2019 einen Pakt für Migration und Asyl inklusive humanitäre Korridore angekündigt hatte, ist die Diakonie erneut an den Innenminister mit der Bitte herangetreten, die rechtlichen Möglichkeiten für humanitäre Visa und Korridore nach Österreich erneut zu prüfen. Es kam zu einem Gespräch, aber bevor es zu einer Prüfung kam, kam ein neuer Innenminister.
Beispiel 2: Versorgung von Menschen mit Behinderung mit assistierenden Technologien
2019 haben wir 10 Jahre „VERBUND Empowerment Fund der Diakonie“ gefeiert, eine Kooperation, bei welcher der Verbund die Beratung und Versorgung von Menschen mit Behinderung mit assistierenden Technologien und Hilfsmitteln für die Unterstützte Kommunikation fördert.
Zur Kooperation gehört auch der gemeinsame Einsatz für das Recht auf Kommunikation: Rechtsanspruch auf assistierende Technologien, mittels derer Menschen mit Sprachbehinderung sprechen können; eine Anpassung des Hilfsmittelkatalogs, der aus dem Jahr 1994 stammt und technische Entwicklungen seit damals nicht berücksichtigt; eine zentrale Anlaufstelle (One-stop-shop) für Menschen, die diese Hilfsmittel benötigen und derzeit von Pontius zu Pilatus laufen müssen. (Hier finden Sie alle Infos zum Thema #RechtAufKommunikation).
Seit 10 Jahren setzt sich die Diakonie dafür ein. 2018 kündigte die Sozialministerin an, dass es ab Mitte 2019 möglich sein solle, den Antrag nur bei einer Stelle einzubringen.
Was kam, war nicht der One-stop-shop, sondern Ibiza.
Und zwei Regierungswechsel.
Der One-Stop-Shop ist wieder zum Stillstand gekommen. Wir haben nun Gespräche mit dem neuen Sozialminister dazu aufgenommen – und wir sind hoffnungsfroh, dass wieder Bewegung in die Sache kommt.
Wie schnell sich die Umstände doch ändern, unter denen wir daran arbeiten, im Gespräch mit den politisch Verantwortlichen Veränderungen für die Menschen, für die wir als Diakonie da sind, zu erwirken.
Dabei beherrscht die Diakonie eines: das Streben nach Gerechtigkeit. Das war 2019 so, das wird auch 2020 so sein. Manches ändert sich eben nie. Dazu gehören auch der Einsatz und das Engagement der 9000 haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen der Diakonie.
Viel Freude beim Lesen wünscht
Ihre
Diakonie Direktorin,
Pfarrerin Maria Katharina Moser